Wow – hier bin ich wieder. Am Leben, etwas ausgelaugt und aufgeregt – froh, dass ich mutig war, dieses Jahr über mich hinauszuwachsen, indem ich hin und wieder die Komfortzone verlassen habe. Besonders die letzten 4 Monate hatten es nochmal in sich. Ja, auch deshalb habe ich das Bloggen die vergangenen 3 Monate vernachlässigt. Immer, wenn ich selbst anderen Bloggern gefolgt bin und enthusiastisch auf ihren neusten Content gewartet habe, war ich traurig, wenn nach einer Zeit nichts mehr von diesen Personen zu hören war. Ja, manche mögen jetzt sagen „Ist doch nur Social Media. Man muss damit leben, dass Personen irgendwann von der Bildfläche verschwinden.“
„Aber für manche Menschen sind Personen auf Social Media ihr Sprachrohr.“
Die Menschen, die ihre geheimsten Gedanken aussprechen, sie motivieren und ihnen in bestimmten Lebensbereichen helfen. Gerade „Content Creator“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu unterhalten, ihre Erfahrungen zu teilen oder Andere mit Ihrem Wissen zu bereichern. Daher ist es verständlich, wenn sich Leser, Zuschauer und Follower sich im Stich gelassen fühlen, wenn kein neuer Content mehr auftaucht. Heute möchte ich euch erzählen, wieso ich mich eine Zeit lang vom Bloggen zurückziehen musste.
Erstmal muss ich zugeben, dass sich mein Leben zwischendurch wie ein Scherbenhaufen angefühlt hat. Es begann alles damit, dass ich im August letzten Jahres mein Studium der Prävention und Gesundheitspsychologie abgeschlossen habe. Seitdem habe ich Projekte auf der Arbeit mitgestaltet, habe mein erstes Seminar zu Kommunikation und Feedback gegeben und gerne in meinem Hauptjob als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin (früher: Kinderkrankenschwester) gearbeitet. Aber irgendwann holte mich die innere Leere bezüglich des Jobs ein. Es war nicht unbedingt so, dass der Job mir nicht Spaß machte, sondern, dass mir eine neue fachliche Herausforderung fehlte. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mein volles Potenzial ausschöpfte – und das frustrierte.
Die Lust an der Arbeit verstrich immer mehr und mehr und ich wusste, ich muss etwas unternehmen und meine Komfortzone verlassen oder ich werde unglücklich in meinem Job. Also entschied ich mich zu kündigen. Die Kündigungsfrist von 3 Monaten machte zwar mir Angst, aber es fühlte sich auch wie eine große Befreiung an als eines Tages die Kündigungsbestätigung ins Haus kam. „Aber du hast doch einen sicheren Job, du gestaltest Projekte mit und hast sogar dein erstes Seminar gegeben. Was willst du mehr?“ fragen sich sicherlich einige. Das Problem ist, dass ich zwar in kleinen Schritten vorankam, aber nicht dort gelandet bin, wo ich hinwollte. Die Frage war nun
„Gebe ich mich meinem Schicksal hin oder bin ich mutig, indem ich beruflich einen Neustart versuche?“
Ich entschied mich für Letzteres.
Das Verlassen einer Komfortzone erfordert viel Mut, aber manchmal gelangt man durch diesen Mut an bessere Orte.
„Mutig sein heißt nicht, keine Angst zu haben, sondern etwas zu tun, obwohl man Angst hat.“
Im November dieses Jahr habe ich mir einen weiteren Traum erfüllt: Ich war in New York. Seitdem ich 19 bin, wollte ich schon immer in die Stadt der Städte. Sie hat viele Namen – die Stadt, die niemals schläft oder auch die Stadt der Wolkenkratzer. Kurzgefasst: Es war atemberaubend. Diese Stadt hat nicht nur kulturell viel zu bieten, sondern hinterlässt auch so viele „Wow-Effekte“, dass man die Eindrücke erstmal tagelang verarbeiten muss. Auf den Straßen sind wir Afro-Amerikanern, Latinos, Asiaten, Amerikanern und vielen mehr begegnet. Ich weiß nicht, ob es durch dieses „Multi-Kulti-Flair“ kam, aber man fühlte sich direkt wohl. Die Menschen waren äußerst nett, stets hilfsbereit und haben uns mit offenen Armen empfangen. Meine Freundin und ich haben diesen wunderbaren Trip mit einem Abstecher nach Cancun, Mexiko kombiniert- ein weiterer Wow-Effekt. Ich sollte auf jedenfall einen separaten Artikel hierzu verfassen.
Und die schönste und auch erste große Veränderung 2019 war meine standesamtliche Hochzeit. An meinem 30. Geburtstag, dem 5. September, habe ich „Ja“ zu den Fragen aller Fragen gesagt. Besonders an dem Tag war, dass ich diese Entscheidung bewusst für mich und meine Familie behalten habe. Eigentlich hatte ich vor, diesen Schritt erst nächstes Jahr zu gehen. Wenn man sich sicher bei jemandem ist und dieser Mensch, einem ein gutes Bauchgefühl bereitet, worauf sollte man warten? Mein Mann hatte sich dazu entschieden, seine Verwandten inklusive seiner Cousins, einzuweihen.
Diese Entscheidung hatte ich mir vorher gründlich überlegt. Die Angst davor, dass jemand mir böse sein konnte, dass ich solch eine Entscheidung für mich behielt, gab es. Ich habe wirklich überlegt, diese Entscheidung vorher publik zu machen. Denn ich hatte Angst, meine Komfortzone zu verlassen. Ich kannte es vorher eher, dass alle wichtigen Menschen in meine wichtigen Entscheidungen eingeweiht waren. Aber ich vertraute den Menschen um mich herum, dass sie mir wiederum vertrauten. Dass sie darauf vertrauen, dass ich meine Entscheidung nicht ohne Grund so getroffen habe, dass diese Entscheidung rein gar nichts mit ihnen persönlich zu tun hat oder, dass sie sich für mich freuen konnten – auch wenn sie kein Bestandteil dieses Tages waren. Zu meiner Überraschung trat genau dieser Fall bei so gut wie allen Menschen, die mir wichtig waren und sind, ein. Sie freuten sich aus tiefstem Herzen mit mir und für mich.
Nun aber zurück zu meinem Hochzeitstag. Der Tag war wunderschön. Wir haben morgens in dem Elternhaus von meiner Mutter geheiratet, nachmittags sind wir den Tempel besuchen gegangen, waren in einem Café. Es hat sich einfach angefühlt wie unser Tag. Da keiner aus meinem Kreis von dieser Entscheidung wusste, hatte ich auch nicht den Drang, etwas auf Social Media zu posten oder in tausenden WhatsApp Gruppen Bilder herumzuschicken.
„Social Media erleichtert uns viele Dinge, aber es erschwert uns ebenso viele Situationen.“
Wenn Menschen nicht vor Ort sein können, um teilzuhaben, dann machen wir Bilder und Videos, um diese zu versenden – vergessen aber meistens parallel im Moment zu sein, ihn zu genießen. Ich bin dankbar, dass meine Familie und mein wundervoller Mann hinter meiner Entscheidung standen und damit ein Stück weit dazu beigetragen haben, dass ich den Moment, den Tag genießen konnte.
Aber ich habe das Jahr auch einige Menschen an meiner Seite verloren. Menschen, die früher eine essentielle Rolle in meinem Leben gespielt haben. Dazu gehören nicht nur 1 oder 2 Personen, sondern wenn man genauer überlegt sogar mehr. Damit meine ich nicht jene Freundschaften, wo man sich ab und zu mal aus den Augen verliert, aber es sich anfühlt als wäre nichts passiert, wenn man sich nach Monaten oder Jahren wiedersieht. Ach wie liebe ich diese Menschen, die einfach so sind wie sie sind und man füreinander da ist, wenn es nötig ist, aber sich auch nicht beschweren, wenn man 3-4 Monate nichts voneinander hört.
Es sind mehr die Menschen mit denen man immer mehr Differenzen über die Jahre entwickelt. Man sortiert still oder mit harten Worten aus, aber man tut es. Wir sind in einem Alter, wo wir uns verändern. Andere Bedürfnisse und eine andere Definition von Verständnis und Empathie entwickeln. Man entwickelt sich schlichtweg auseinander. In der Gegenwart von Menschen mit denen man früher problemlos Tage verbringen konnte, fühlt man sich mittlerweile nach Stunden unwohl.
Ich muss noch dazu sagen, dass ich in einem Alter bin, wo ich mich nach Bindungen und Menschen sehne, die mich lieben wie ich bin. Ohne „Wenn“ oder „aber“. Bedingungslose Liebe, Verständnis und pure Liebe sind etwas, wonach wir uns sehnen. Der Alltag ist stressig genug. Wenn dann auch noch das Privatleben hin und wieder belastet wird, sind wir nicht mehr bemüht darum, bestimmte Menschen in unserem Leben zu halten. Wir sollten nicht nach Freundschaften lechzen, die uns „trotzdem“ lieben, sondern einfach lieben, weil wir wir selbst sind. Weil wir ein wunderbarer Mensch sind, der viel zum Leben des Anderen beitragen kann – mit unserer bloßen Existenz und dem, wer wir sind. Wir sind genug – nicht nur in der Liebe, sondern auch in Freundschaften.
„Look for relationships which bring you peace“
Ich finde dieser Spruch bringt es gut auf den Punkt. Wir sollten uns mit Menschen umgeben, die eine gewisse Ruhe ausstrahlen. Bei denen man nicht um Kopf hat, welche Bedingungen man erfüllen muss, damit man ihrer Liebe „würdig“ ist oder bei denen man sich verstellen muss, damit man gemocht wird. Für 2020 habe ich mir daher vorgenommen, nur noch Freundschaften zu pflegen, die mir gut tun. Kein Drama, kein Dauerstress und keine komplizierten Menschen mehr.
Was mir aber selbst aufgefallen ist, dass wir eine „gute“ Freundin oder einen „guten“ Freund an seinen Taten bemessen. Sätze wie
„Er war noch nie bei mir zu Hause, Sie war noch nie mit mir Kaffee trinken und sie bemüht sich nur alle 3 Monate um ein Treffen“.
kommen uns sicherlich allen bekannt vor. Wir haben eine kleine Messlatte und wer dem nicht genügt, der ist es nicht wert, an unserer Seite zu sein. Ich muss zugeben, ich bin auch in mancher Hinsicht so. Man darf sich schließlich auch nicht ausnutzen lassen. Aber ich habe für mich beschlossen, dass ich schaue, was ich von meiner Seite bereits tue, um diese Situationen zu verbessern. Damit will ich ausschließen, dass nicht ICH die Ursache dafür bin, dass sich jemand zurückzieht. Wir meckern gerne über Andere, aber vergessen auch gerne unseren eigenen Part.
Foto: Kim Kärger Photography (unbezahlte Werbung)
Was aber feststeht ist, dass kleine Interessenkonflikte sich zu großen Barrieren entwickeln. Hin und wieder merkt man, dass es nicht mal so war wie früher, schiebt es aber auf externe Faktoren und denkt sich „Das wird schon wieder“. Man verbleibt in seiner Komfortzone – „bloß keinen Stress verursachen“. Man schluckt, schluckt und schluckt bis Situationen im Leben auftreten, die es unmöglich machen, dass man weitermacht wie bisher. Der Stress über die letzte Zeit sammelt sich zu einem Gewitter. Ich habe definitiv für mich gelernt, dass es nicht möglich ist, sich immer den Bedürfnissen von anderen Menschen anzupassen. Wenn man so ist, wie Andere möchten, verleugnet man sich selbst.
„Plötzlich merkt man, wie viele Welten zwischen gewissen Menschen liegen und man entscheidet sich, zu gehen. Aus Liebe zu sich selbst.“
Die letzten Monate von 2019 hatten es in sich und der Trubel ist nicht ganz vorbei. Dennoch habe ich gelernt, dass das Verlassen vom Komfortzonen und Ängste unbeachtet zu lassen, einem dabei hilft zu erkennen, was einem wirklich wichtig im Leben ist. Auch wenn man letztendlich nicht am gewollten Ziel ankommt, denke ich, dass auch die Erfahrungen eine große Bereicherung sein werden.
„Wir sollten uns öfter trauen, uns zu uns selbst zu bekennen, Grenzen zu ziehen und Situationen – sei es der Job, eine Beziehung oder Freundschaften – zu verlassen, die uns nicht mehr gut tun“
Ich bin gespannt, wie sich das gemeinsame Eheleben entwickelt, wie ich mich im neuen Job einfinden werde und welche neuen Herausforderungen 2020 auf mich warten. Werde ich eine weitere Komfortzone verlassen? Und wohin wird mich das Ganze bringen? Das Leben bleibt nicht stehen – wir verlagern unsern Fokus von Zeit zu Zeit, aber es liegt an uns, ob wir bereit für Veränderungen sind. Ich möchte euch auf diese Reise mitnehmen – einerseits, um Menschen Mut zu machen, dass Veränderungen an sich nichts Schlechtes sind und anderseits, um euch an meinem Leben und mir teilhaben zu lassen.
Dies war ein kleiner Einblick in das chaotische, aber auch aufregende Leben von mir zur Zeit. Zu jedem dieser Veränderungen könnte ich noch mehr erzählen (es sind definitiv mehr Artikel notwendig). Es wird die nächsten Monate sehr aufregend für mich. Das Planen der hinduistischen Hochzeit, das Starten in das neue Berufsleben und die ganzen Überraschungen, die das Leben noch mit sich bringt. Ich habe schon einige Ideen im Kopf, wie ich euch mit auf diese Reise nehmen kann. Seid gespannt!
„Das Wichtigste, was ich allerdings durch das Verlassen von Komfortzonen gelernt habe ist, dass sie zwar kurzzeitig Stress bringen, aber uns langfristig glücklich machen. Veränderungen sind nötig, damit wir besser werden – über uns hinauswachsen. Damit wir zu uns selbst stehen können und letztendlich dazu, unsere Träume zu verwirklichen.“