Ja, Mama zu sein ist ein neuer Lebensabschnitt voller Herausforderungen. Für die einen ist die Mutter das Abbild Gottes, ein Schutzengel und für andere ist das Mutterdasein mit Stress verbunden. So oder so – Muttersein kann nicht in einem Artikel gefasst werden. Dennoch will ich euch heute zum Nachdenken anregen.
Wenn wir die meisten Menschen fragen, wie ihr Verhältnis zu ihrer Mutter ist, dann geben sie meist an, dass sie eine enge, ja sogar innige Bindung zu ihrer Mama haben. Kein Wunder, denn sie ist die Person, die uns als erstes kennenlernt.
„Wir kennen ihre Stimme schon vor Geburt, ihr Geruch beruhigt uns genauso wie ihre Nähe. Egal wie alt wir sind – dieses Gefühl von bedingungsloser Liebe und Geborgenheit bleibt.“
Auch euch habe ich letzte Woche gefragt, was ihr besonders an eurer Mama schätzt. Dabei waren Antworten wie:
Klar wird, dass für die meisten von uns das Muttersein oder die eigene Mama etwas Positives ist. Neben all den täglichen Herausforderungen, die sich eine Mutter stellen muss, scheinen gerade die Fürsorge, die bedingungslose Liebe und die Geborgenheit Eigenschaften zu sein, die die meisten schätzen.
Doch sind wir uns meist nicht bewusst, welchen Herausforderungen sich Mütter stellen müssen. Eine private Nachricht bewegte mich sehr. In der schrieb die Betroffene davon, wie widersprüchlich manchmal eigene Ansichten zu den der Schwiegereltern seien. Kommt euch bekannt vor? Wenn es um das Thema Erziehung geht, dann versuchen gerade eine Mama die eigenen Ansichten und die der (Schwieger-)familie auszubalancieren.
„Nicht immer gelingt dieser Balanceakt und es kommt zu Konflikten.“
Weitere Userinnen schrieben „Überleben“ oder „Geduld zu haben und gelassen zu bleiben“. Neben viel Verständnis wird auch einiges an Geduld abverlangt und dies kann schnell an den eigenen Nerven zehren.
Wenn man sich vor Augen führt, welche Top-Eigenschaften eine Mama mitbringt, dann geht man davon aus, dass sie für das Aufbringen dieser Leistung viel Anerkennung bekommen. Auf meine Frage, ob die Teilnehmer denken, dass eine Mutter genug dafür wertgeschätzt wird, was sie für ihr Kind tut, antworteten 85% mit „Nein“. Das heißt, dass die Mehrheit der Teilnehmer denkt, dass eine Mama mehr Wertschätzung verdient hätte.
„Wenn ihr an eure Mutter denkt, denkt ihr, dass ihr ihr genug Wertschätzung entgegenbringt oder ist es eher nicht so, dass wir all ihre Liebe und Geduld für selbstverständlich hinnehmen?“
Ich selbst bin noch keine Mutter, aber wenn ich an meine eigene Mutter denke, dann bin ich stolz. Ganz besonders bin ich darauf stolz, dass sie mich und meine beiden Geschwister alleine groß gezogen hat. Als tamilische Frau ist das eine besondere Meisterleistung. Statt Anerkennung und Lob wird einer alleinerziehenden Mutter oft Diskriminierung und Ausgrenzung entgegengebracht.
„Der Wert dieser Frauen wird an der Abwesenheit des Mannes gemessen.“
Wie die meisten von euch wissen, werde ich Ende diesen Monats hinduistisch heiraten. Als die Frage aufkam, wer den elterlichen Part während der Zeremonie übernehmen wird, war von Anfang an für mich klar, dass dies meine eigene Mama sein wird. Der Brauch, die Position der alleinstehenden Mutter durch ein verheiratetes Ehepaar in der Verwandtschaft zu ersetzen, habe ich von Anfang an abgelehnt.
„Meine Mutter war diejenige, die durch die Hölle ging, um aus mir das zu machen, was ich heute bin. Wieso sollte ich dann die Anerkennung dafür, was sie für mich getan hat, jemandem anderen übergeben?“
Und dank meiner Zielstrebigkeit bekomme ich Ende Mai das, was ich wollte – meine Mama wird da sein, an meiner Seite und den Part der Eltern übernehmen. Anders hätte ich es nicht angenommen. Auf die Frage an euch, wie wir alleinerziehende Mütter besser unterstützen können, bekam ich diese wunderschöne Antwort
„An avenue for them to speak up freely without being judged, to be heard and supported.“ [Eine Möglichkeit für sie, sich frei zu äußern, ohne verurteilt zu werden, gehört und unterstützt zu werden.“]
Wir wissen, dass die östliche Kultur andere Werte vermittelt als die westliche Kultur. Gerade für Menschen wie uns, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen ist es daher schwierig, sich das „Beste“ aus beiden Kulturen hinauszupicken und am Ende auch noch zu vereinen. Auf die Frage „Denkst du, dass es einen großen Unterschied darin gibt, eine Mutter in der westlichen Kultur oder östlichen Kultur zu sein?“ beantworteten 86% mit „ja“.
„Die kulturellen Unterschiede ziehen sich auch durch die Mutterrolle.“
Dabei wird manchmal angegeben, dass sich diese Differenzen vor allem auf die Erziehung und die Mutterrolle beziehen, aber stimmt das? Verschwimmen nicht gerade während man mit zwei Kulturen aufwächst die Grenzen, sodass wir am Ende gar nicht mehr sagen können, was ist „typisch tamilisch“ oder „typisch westlich“? Ich bin auf eure Erfahrungen und Anregungen gespannt – schreibt mir gerne auf Instagram oder Facebook eine Nachricht.
„Fest steht, dass wir unsere Mama schätzen sollten – nicht nur an Muttertag.“
Weiterführende Artikel
Die Realität alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder