Erstmal ist es wichtig, dass wir uns selbst aus der Sache – dem Rufmord – heraushalten und dem Gegenüber, der diese Dinge erzählt in die Schranken weisen. Jemand, der mit euch über eine gute Freundin oder guten Freund redet, obwohl sie oder er weiß, was ihr für eine Bindung hat, hat erstmal sowieso keinen Respekt vor eurer Freundschaft. Allein, dass man selbst nicht mitredet, hilft dem Gesagten die Macht zu nehmen. Die Macht einen anderen Menschen zu demütigen, zu erniedrigen oder zu entwerten.
Wenn man selbst Opfer einer solchen Tat geworden ist, kostet es meist viel Überwindung, sich jemandem anzuvertrauen. Von der Gesellschaft wird manchmal sogar suggeriert, dass es einen Grund hat, dass ausgerechnet über einen selbst gesprochen wird.
Entweder kleidet man sich nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechend oder man verhält sich anders als die Mitmenschen es erwarten. „Also selbst schuld, wenn über dich geredet wird.“ Bloß nicht auffallen ist die Devise. Denn wer auffällt, über den könnte auch geredet werden. Dieses Vorgehen hat sogar einen Namen „Victim Blaming“. Darüber spreche ich mehr in meinem Artikel zum Weltfrauentag.
Wichtig ist es, dass man der betroffenen Person die Schuldgefühle nimmt. Egal was sie getan hat oder nicht, der Rufmord hat ein Niveau erreicht, der sie nachhaltig schädigen kann. Laut meiner Umfrage auf Instagram, haben sich lediglich 59% der Befragten getraut, mit jemandem zu sprechen.
Ich habe ehrlich gesagt mehr Leute erwartet, die sich jemandem anvertrauen. Doch scheinen Scham und Selbstzweifel – genau wie bei mir damals – zu überwiegen. Man löscht lieber die Nachricht und verdrängt alles statt hiermit offen umzugehen. Daher kommt es auch wahrscheinlich dazu, dass sich nur 20% der Befragten rechtlichen Beistand gesucht haben.
Ähnlich wie bei häuslicher Gewalt, liegt es daran, dass solche Dinge lieber im Verborgenen gehalten werden, um „nicht die Sache größer zu machen als sie ist.“ Wir haben in diesen Momenten Angst unserem Ruf noch mehr zu schaden als er eh schon Schaden genommen hat und verzichten daher auf rechtliche Schritte. Eine Freundin von mir hat in jungen Jahren Rufmord erfahren. Jungs, die sie nicht mochten, weil sie anders war, haben sogar einen „Diss-Track“ also eine Hass-Parodie geschrieben. Ich habe sie ermutigt, sogar gedrängt zur Polizei zu gehen. Wochen später bekam sie einen Anruf von einem der Täter. Ganz klein bat er um Verzeihung und Rücknahme der Anzeige. Da waren die Machtverhältnisse auf einmal umgekehrt.
„Steht diesen Menschen bei, gibt ihren Kraft dafür, sich gegen diese Ungerechtigkeit aufzulehnen.“
„negative Gedanken zu haben ist an sich nichts Schlimmes. Wichtiger ist es, wie wir mit diesen Gedanken umgehen. Nutze ich sie, um meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und mich weiterzuentwickeln oder verbreite ich noch mehr Hass? Wenn eine Frau ein schönes Kleid hat, was du selbst gerne tragen würdest, dann geh nicht zu deiner Freundin und beklag dich über den unerwartet tiefen Ausschnitt, sondern geh zu der Person selbst hin und mach ihr ein Kompliment, wenn du dich traust. Kehr deine negative Energie in etwas Positives um.“
Wie im Laufe dieser Serien klar geworden ist, geht es bei Rufmord, das in ein systematisches Mobbing übergehen kann, meist um Machtverhältnisse. An dem beschriebenen Beispiel meiner Freundin, die rechtliche Schritte gegen ihre Peiniger unternommen hat, kehren sich die Machtverhältnisse sofort um, wenn man die Peiniger konfrontiert und wenn alles keinen Zweck hat, weitere Instanzen einschaltet. Manchmal reicht bei jungen Menschen ein Anruf zu Hause und die Information der Eltern aus.
Weiter unten findet ihr Artikel zum Thema Selbstbewusstsein und mit Negativität umgehen. Man kann gewisse Kommentare und Bemerkungen gewiss ignorieren, aber die absichtliche Schädigung des Rufes mittels unwahrer Informationen ist strafrechtlich verfolgbar und kann mit einer Gefängnis- oder Geldstrafe belangt werden. Traut euch, etwas zu unternehmen und Grenzen zu ziehen.
Anbei ein Video, das sehr gut die Hintergründe von Mobbing erklärt und Tipps gibt, wie man damit umgehen kann [Danke an meine liebe Thiya für die Empfehlung]. Das Wichtigste und Wesentliche aber ist: Habt den Mut, euch Hilfe zu suchen!
Ich hoffe, dass ihr selbst viel aus dieser Serie mitnehmen konntet, sie euch – wie mich selbst – zum Nachdenken angeregt hat und wir daher alle in Zukunft bedachter mit Informationen umgehen.
Navina T.,eine liebe Followerin, hat mir einen Text gesendet, der mich selbst zum Nachdenken angeregt hat. Schaut drauf und lasst ihn auf euch wirken:
„As I look at life is that everyone was born with a purpose to put something out in this world, rather then hating on each other, why not just focus on become a better version of yourself. You got this precious life to live on this earth, put the gifts you have into this world. I feel like everyone is so focused on what other people have and are doing, there will always be someone who has more then you, and on the other hand there are people that struggle more then you. If you want to become that and have that, take it as a inspiration, work for it, rather hating on each other.
„What is meant for you will be, live and become better with what you have.“
We were meant to put good into this world, not hate. Whatever you are putting out will always come back to you, and that is true. Making assassination of eachothers characters won’t get you anywhere. I don’t think even you as a person truly knows who you are, we are always evolving and learning.
„The person I was for even 2 weeks ago, is not the same one as I am today.“
Bild („Cherry blossoms“) unter Creative Commons License von JP Shen
Dies ist der vierte Artikel aus der Serie zum Thema „Rufmord“. Weitere Artikel aus der Reihe:
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