„Sie hat mir gesagt, dass du ein Flittchen wärst und mit sehr vielen Jungs zu tun hättest. Dabei kann ich all das gar nicht glauben. Doch sie ist doch mit dir befreundet, oder nicht? “
Entsetzt schaute ich damals meinen Klassenkameraden an. Die Worte, die ich hörte, kamen nicht an. Ich war wie betäubt. Dass so etwas über mich erzählt wurde und das von einer Person, mit der ich überhaupt nichts zu tun hatte? – Konnte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen. Ich war weder mit ihr befreundet noch wechselte ich je ein Wort mit ihr. Ich wusste sie konnte mich nicht leiden aber, dass sie etwas verbreitete, dass nicht stimmte, war überraschend. Da fragte ich mich, was ich ihr angetan habe, dass sie etwas über mich erzählen konnte. Wir kannten uns nicht.
Wenn ich zurückblicke, wurde mehr als nur einmal etwas über mich verbreitet – und ja, es waren immer Fälle, in denen die Gerüchte nicht stimmten und ich sogar widerlegen konnte. Trotzdem hatten diese Menschen die Dreistigkeit, etwas zu erzählen, was sie weder selbst gehört noch erlebt haben.
Wie oft hast du schon etwas über jemanden erzählt – ohne dir sicher zu sein, ob etwas an den Gerüchten dran ist? Hast du dir mal Gedanken gemacht welchen weitreichenden Folgen es haben kann, wenn wir falsche Informationen weitergeben? Wenn wir nicht nur lästern, sondern absichtlich falsche Informationen streuen?
„Ja ich habe erfahren, dass er Frauen verarscht und eine sogar vergewaltigt hat.“
Geschockt über dieses Statement fragte ich wie und woher die Erzählerin das weiß? Sie kennt ihn doch gar nicht, oder doch? Als ich sie fragte, sagte sie mir, dass sie es von einem Freund weiß, der mit ihm ja befreundet sei. Doch ist es richtig, solch ein Statement weiterzugeben – ohne sicherzugehen wie viel Wahrheit in dieser Information enthalten ist? Natürlich ist uns direkt nicht bewusst was wir machen. Doch erzählen wir eine Information weiter, die wir von anderen Leuten gehört haben, aus zweiter oder dritter Hand. Wir malen uns Sachen aus, die nicht mal stimmen. Wir wissen niemals was die Wahrheit ist. Umso mehr schmücken wir Dinge aus, damit sie beim Erzählen als „spannend“ wahrgenommen werden.
Doch habt ihr euch jemals mal gefragt welche Schäden solche Sätze verursachen? Dass ihr den Ruf einer Person kaputt macht? Ihr etwas über eine Person verbreitet, dass euch sogar strafbar machen kann? Vielen Menschen ist dieses Ausmaß gar nicht bewusst, erst wenn es ernst wird.
„Lass uns zur Polizei gehen. Ich kann mir nicht mehr länger Dinge anhören, die nicht stimmen. Wir können nicht einfach so herumsitzen und so tun als wäre nichts los. Wenn wir nichts unternehmen, erfährt der Täter nie Einsicht.“
Damals hatte ich mir sogar vorgenommen zur Polizei zu gehen. Manche mögen es irrsinnig finden. Doch wenn ich jetzt zurückblicke, wäre es das einzig richtige gewesen. Meine damalige Freundin hatte mich aufgehalten, weil sie die Person kannte.
Genau das ist es was ich meine. Am Ende des Tages sind Menschen, die Gerüchte verbreiten, Leute aus dem engsten Kreis oder sogar die eigenen Freunde. Diese Geschichte, das falsche Geschichten über mich verbreitet wurden, verfolgte mich sehr lange.
„Was ich hiermit sagen möchte ist, dass ihr alle was dagegen unternehmen solltet. Wir können nicht einfach rumsitzen und so tun als ob. Man muss handeln und nicht ein Zuschauer sein. Denn morgen kann es jeder sein, der von sowas betroffen ist, auch du.“
Bild („Broken glass“) unter Creative Commons License von Holger
Dies ist der fünfte Artikel aus der Serie zum Thema „Rufmord“. Weitere Artikel aus der Reihe:
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