Wenn wir negative Bemerkungen erhalten – sei es zu unserem Charakter, dem Aussehen, Verhalten oder ähnlichem – fühlen wir uns verletzt. Fragen wie „Wie kann jemand so böswillig zu mir sein?“ schießen uns durch den Kopf. Dabei gibt es Verhaltensweisen, die uns aus der Opferrolle befreien und mit erhobenem Kopf aus der Situation gehen lassen.
Jeder, der mal das eine oder andere Kommunikationsseminar in Rahmen der Schule, Ausbildung, Universität, Arbeit oder Fortbildung besucht hat, weiß, dass es einen wesentlichen Unterschied zwischen konstruktiver und destruktiver Kritik gibt. Nochmal eine kleine Erinnerung: konstruktiv ist das, was man äußert, damit sich die andere Person verbessern kann während die destruktive Art sich dadurch kennzeichnet, dass die Äußerungen auf keinem soliden Fundament bauen, sie mit viel Negativität durchzogen sind und persönlich und unsachlich formuliert werden. Wie der Name sagt: Man möchte damit eine andere Person „zerstören“.
Wieso es dazu kommt, dass wir negative Bemerkungen erhalten
Wir, die zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sind, entscheiden uns manchmal dazu, die ein oder andere Gewohnheit aus der Kultur anzunehmen, die unsere Gesellschaft nicht kennt – sei es der Kleidungsstil, die Lebensweise oder sonstiges. Wie ich in einer meiner letzten Artikel (Die Psychologie hinter dem Lästern) beschrieben habe können vielfältige Gründe dafür vorliegen, dass über einen gesprochen wird.
Wir sind eine Gesellschaft, die auf Gemeinschaft baut…
… bei Hochzeiten können wir auf die Geldgeschenke von hunderten Menschen zählen, in Trauerfällen hat man jeden Tag Besuch inklusive Essen für das ganze Mehrfamilienhaus, man besucht sich regelmäßig gegenseitig, hält den intensiven Kontakt über lange Telefongespräche, aber man gibt auch Acht, was die Umgebung macht. Gerade Personen aus der Generation unserer Eltern sehen es als Pflicht, wenn man z.B. den Sohnemann oder die Tochter eines Bekannten oder Freundes draußen bei ungewöhnlichen Tätigkeiten, wie dem Abhängen mit Personen des anderen Geschlechtes sieht, die betroffenen Elternteile zu benachrichtigen.
Aber wie geht man nun damit um, wenn man destruktive Kritik erhält oder davon indirekt mitbekommt?
DONT’S
- Der erste Reflex ist natürlich am liebsten die Tratschtante oder den Tratschonkel anzurufen und ihn direkt damit zu konfrontieren. Aber damit richtet man mehr schaden an als man denkt. Wenn man es mit einer ganz abgebrühten Version zu tun hat setzt die Person vielleicht sogar einen drauf und erzählt als nächstes herum, dass du selbst dich respektlos verhalten hast. Und Ärger bzw. Emotionen allgemein sind kein guter Handlungsanreiz, denn genau in diesen Situationen handelt man ohne zu überlegen.
- Aus Rache etwas über die andere Person oder deren Liebsten erzählen. Nein auch das ist nicht schön, denn damit begibst du dich auf das Niveau der anderen Person.
- sich die destruktive Kritik zu Herzen nehmen und ab sofort die Handlung unterlassen. Ja manchmal hat Kritik seine Berechtigung. Der andere weist uns auf ein Verhalten hin, dass SEINEN Wertvorstellungen nicht entspricht. Das heißt er möchte, dass du dich so verhältst wie er es kennt und gewohnt ist.
DO’S
- Wenn du in einer direkten Konfrontation bist: Höre zu. Auch wenn du innerlich dem anderen Menschen eine Vase gegen den Kopf wirfst, sei ruhig und höre zu was die andere Person zu sagen hat. Leg auch deine Argumente sachlich dar, wenn dir danach ist. Aber erwarte nicht, dass es dein Gegenüber versteht. Du solltest dir vor Augen führen, dass die destruktiv kritisierenden Menschen nicht etwas sagen, um dir zu helfen, sondern weil sie einen Funken Negativität in das Gesamtgeschehen bringen wollen.
- Reflektieren WIESO die andere Person so agiert. Ein Teil wurde bereits erwähnt. Die Person bewertet das Verhalten, weil es nicht seinen Vorstellungen entspricht. Hart gesagt: das ist aber nicht dein Problem. Bist du glücklich mit deiner Entscheidung? Sind deine Eltern zufrieden? Dann: Go for it!
- Kritik hat meist nichts mit dir als Person, sondern mit dem kritisierenden Menschen zu tun. Manche kritisieren oder bemängeln, weil sie selbst einen niedrigen Wert für sich erachten und versuchen, die andere Person mit hinunterzuziehen. In solchen Situationen hilft es nur ruhig zu bleiben. Jede negative Emotion wäre ein Geschenk an dein Gegenüber.
- Wenn es zu viel wird: Verlasse die Situation. Kein Mensch ist verpflichtet sich eine destruktive Meinung über sich selbst anzuhören. Vor allem nicht dann, wenn die Person keinen Einfluss auf das weitere Leben hat. Was möchtest du mit einer negativen Meinung einer unbedeutenden Person?
- Hab Mitleid. Das meine ich wirklich so. Wenn Menschen – vor allem unbegründet – kritisieren und versuchen andere klein zu machen, dann haben sie selbst ein trauriges Leben, empfinden Neid, Missgunst – vielleicht sogar ein gewisses Maß an Hass. Ein Mensch, der so innerlich unzufrieden ist, der wird auch in Zukunft kein leichtes Leben haben. Aber das ist nicht deine Sorge.
- Bleibe Freundlich. Auch hier gilt: jede negative Reaktion von dir, wird die Gegenseite eher bestärken. Sei freundlich, lächle wenn es sein muss.
- Reg dich bei den richtigen Personen auf. So eine Situation geht nicht spurlos an einem vorbei. Wenn du das Gefühl hast Dampf ablassen zu müssen, kontaktier jemanden, der dich versteht und verbringe etwas Zeit mit diesem Menschen. Das wird dir gut tun und du wirfst deinen Ballast an richtiger Stelle ab.
- Bleib dir treu. Manchmal sind Bemerkungen berechtigt und helfen uns dabei, sich zu verbessern. Aber in den meisten Fällen, lassen wir uns davon runterziehen und versuchen, unser Verhalten dem anzupassen, was die andere Person denkt, statt weiterhin dem nachzugehen, was uns und unsere Familie glücklich macht. Überlege also genau, was du von der Kritik übernehmen möchtest und was nicht.
Bei konstruktiver Kritik sieht die Sache nochmal anders aus. Aber wenn die Bemerkungen wirklich konstruktiv gemeint sind, dann geraten sie auch nur an dich und/ oder deine Eltern. Zusammengefasst: Bleib möglichst ruhig und gelassen, schau für dich selbst, ob du etwas davon annehmen möchtet. Ansonsten:
„Ein Ohr rein, anderes Ohr raus.“
Bild („gossip“) unter Creative Commons Lizenz von Maitha K.
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