Das Stück „Tode in Venedig“ beginnt: Ein Ballettinszenierung, die das Tabuthema auf der Bühne präsentiert, auf intellektuell höchstem Niveau. John Neumeier ist es gelungen, die Emotionen der Handelnden mit seinen schmettelingsartigen, frei fliegenden Tänzerinnen und den wunderschönen, kraftvollen Tänzern so auf die Bühne zu bringen, dass ich das Gefühl hatte, nicht zuzusehen, sondern dabei zu sein.
Der junge Tadzio ist der Auslöser dafür, dass Aschenbach mit seiner anderen Seite konfrontiert wird. Für mich war es wohl Martin, der mich meine andere Seite entdecken ließ.
Ein »falscher Junge«, von manchen »Schwuchtel« genannt, wollte nichts anderes, als ohne Diskriminierung leben.
Damals, nach der Liebesbrief Erfahrung, wollte ich mich nicht mehr offenbaren, wollte kein falscher Junge sein. Das änderte sich wenige Monate später, nach einer Begegnung mit einem Jungen in meiner Schule.
René spielte Fußball im Sportverein unseres Stadtteils. Er war ein schöner Junge. Ich verfolgte jedes Spiel live vor Ort, wenn er spielte. Immer hatte ich das Bedürfnis, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Dieses Verlangen verführte mich zum ersten Mal im Leben zum Klauen. Ich weiß nicht, wie oft ich in der Mensa meiner Schule stand, um sein Bild in der Vitrine zu betrachten. Die Schüler seines Jahrgangs hatten eine Fotoausstellung mit ihren Porträts gemacht, die dort gezeigt wurden. Wenn wir eine Freistunde hatten, saßen wir meist in der Mensa. An einem Nachmittag war ich mit meinen Klassenkameradinnen Nadine und Karin dort und schwärmte von René und dem Foto. Die beiden Mädchen hatten sofort eine Idee. Jetzt sei meine Chance gekommen. Sie stellten sich an den Ein- und Ausgang der Mensa.
Mein Wunsch, das Bild zu besitzen und das Drängen der Mädchen ließen mich schnell handeln. Ich ging zur Vitrine und Sekunden später hatte ich das Bild in der Hand, das ich schnell und sicher in meinem Matheheft versteckte. Ich saß bereits wieder am Tisch, während Nadine und Karin noch die Türen bewachten. Ich habe das Bild heute noch in meinem Zimmer hängen, neben den Bildern von meiner Familie und meinen Freunden.
Während ich weiter gebannt den Tänzern auf der Bühne zuschaue und der Musik lausche, gehen meine Gedanken immer wieder zurück in die Vergangenheit. Das Schrecklichste, was einem Liebenden passieren kann, erlebte ich in der Nacht, als ich nach der Arbeit im Restaurant »Antikes« am Siemersplatz in Hamburg Lokstedt mit der U3 Richtung Mümmelmannsberg fuhr. Erschöpft saß ich nach Mitternacht – noch in meiner schmutzigen Arbeitskleidung – in der letzten U-Bahn nach Hause. Vor der Arbeit im Restaurant »Antikes« hatte ich nachmittags schon in einem Privathaushalt zwei Stunden geputzt. In den zwei Stunden verdiente ich bei einem Banker so viel Geld wie für vier Stunden Tellerwaschen. Dafür musste ich mir ständig anhören, wie schön der Banker die srilankanischen Männer findet, und im Schlafzimmer herumliegende Kondompackungen und Gleitgeltuben von seinem Bett wegräumen, bevor ich die Wohnung gründlich putzen konnte. Auf dem Wohnzimmertisch lagen offen Bücher mit nackten kubanischen Männern, und während ich putzte, saß der Banker auf seiner Couch und vergnügte sich mit den Bildern, im Hintergrund lief die Musik von George Michael. Es waren schreckliche zwei Stunden, die mir monatlich 120 Euro einbrachten. Ich fühlte mich jedes Mal verkauft und sexuell belästigt, obwohl dieser Banker mich niemals berührte. Es waren seine Gesten und Sprüche, die mich bedrängten. Ich konnte mich in die Lage von tausenden Frauen hineinversetzen, die sich während ihrer Arbeit sexuell belästigt fühlen. Das Gefühl schmutzig zu sein, nicht durch den Schweiß vom Putzen, sondern durch die indirekte sexuelle Belästigung. Ich hatte das Bedürfnis, ständig unter die Dusche springen zu müssen.
Nach dem Putzen begann mein Job im Restaurant. Jedes Mal das Zittern, ob ich rechtzeitig aus der Küche rauskomme, um den letzten Bus zur U-Bahn-Station Hoheluftbrücke zu erreichen. Manchmal verpasste ich den letzten Bus und dann war es eine Odyssee, mit dem Nachtbus von Hamburg-Nord nach Mümmelmannsberg zu kommen. Ich saß an diesem Samstag kurz nach Mitternacht in der Buslinie 5 Richtung Hoheluftbrücke und wollte nur noch duschen und ins Bett fallen.
Die letzte U3 Richtung Mümmelmannsberg kam pünktlich. Es gab kaum einen Sitzplatz, kein Wunder samstagnachts in einer Bahn nach St. Pauli. Die Eppendorfer und Winterhuder Jugend füllte die Waggons, bis an der Haltestelle St. Pauli fast alle hinausströmten. Ich schnappte mir einen Fensterplatz auf der rechten Seite in Fahrtrichtung, denn schließlich war ich in der Linie U3, die am Hafen entlang fährt. Kurz vor den Landungsbrücken nahm ich meine fettverschmierte Brille ab und säuberte sie mit meinem weißen Unterhemd, um den schönsten Blick auf den Hamburger Hafen, den man von der U-Bahn aus auf der Fahrt zwischen Landungsbrücken und Rödingsmarkt bekommt, ungetrübt genießen zu können. Der Hafen, die Schiffe und im Hintergrund die Leuchtschrift des Musicals König der Löwen.
Bis Legienstraße waren alle Fahrgäste aus meinem Wagen ausgestiegen. Nur noch vier Stationen bis Mümmelmannsberg. Ein langer Tag ging zu Ende. Die Bahn fuhr am Bahnhof Billstedt ein, ich sah bereits vom Weiten eine Gruppe Jugendlicher, darunter erkannte ich René mit seinen Freunden. Mein Herz begann rasend zu schlagen und ich hoffte, dass die Clique nicht in meinen Wagen einsteigen würde. Nach über zehn Stunden Putzen und Tellerwaschen mit noch dreckiger, stinkender Kleidung, die Haare durcheinander, das Gesicht mit Küchenfett verschmiert und einer Brille mit fünf Dioptrien war ich in einem Zustand, in dem kein Mensch dieser Welt seinem Traummann begegnen möchte. Aber ich hatte Pech, die Jungs stiegen vorne in meinen Wagen ein. Ich wollte ganz weit weg sein. Ich blickte auf dem Boden. Sie gingen an mir vorbei zum Ende des Wagens. Das mehrfach gegrölte Wort »Schwuchtel« war nicht zu überhören.
Vielleicht wollten die Jungs, dass ich mich verteidige, doch ich war in diesem Augenblick so schwach, nicht nur körperlich. Ich wollte einfach nur weg, nicht dort sein. Und gleichzeitig wollte ich dort sein, wo René war. Die Fahrt kam mir ewig lang vor, obwohl sie nicht länger als sechs Minuten dauert.
„Ich fühlte mich klein und schwach, ich war der falsche Junge im Abteil, der Außenseiter. Ich schämte mich für meine Kleidung, die Jungs trugen alle Markensachen und dazu coole Caps. Und ich gehörte nicht dazu.“
Wir waren noch nicht ganz in Mümmelmannsberg angekommen, noch kein Bremsgeräusch war zu hören. Dafür hörte ich umso deutlicher, wie sie laut ausspuckten. Als sie an mir vorbeikamen spürte ich die Spucke. Sie landete auf meinem Kopf, ich merkte die Feuchtigkeit als ich mir über den Kopf strich. Die Spucke, die ich jetzt an meinen Händen hatte, wischte ich an meiner Hose ab. Ich war wie gelähmt. Ich hatte nicht die Kraft, mich umzudrehen, aufzustehen oder was zu sagen. Von einem Menschen angespuckt zu werden, ist unerträglich. Ein Schlag ins Gesicht wäre lange nicht so schlimm gewesen. Ich verlor die Fassung. Diese Demütigung brachte mich zum Weinen. Die Tränen liefen mir über das Gesicht bis in die Mundwinkel.
Das Thema Heirat kam immer wieder auch zur Sprache, wenn ich meine Familie begegnete. Meine Schwester Vani erzählte mir von verschiedenen unverheirateten Frauen und von einem Bekannten, der großes Interesse habe, seine Tochter mit mir zu verheiraten. Die Familie war bereit, viel Geld als Mitgift zu zahlen. Ich fühlte mich wie ein Verkaufsobjekt. Immer wieder suchte ich nach Ausflüchten. Nachdem ich das Medizinstudium nicht mehr als Hinderungsgrund anführen konnte, argumentierte ich damit, dass ich erst noch meine Doktorarbeit schreiben und auch meine Facharztausbildung zum Herzchirurgen beenden müsse. Ich schaffte es schließlich, das Thema zu wechseln.
Das Thema ist für die Besucher der Staatsoper kein Tabu mehr. Aber nur wenige Kilometer entfernt, wo ich die ersten Jahre in Hamburg lebte, gilt Schwulsein immer noch als abstoßend und verwerflich, wie in der tamilischen Kultur. Das habe ich selbst bitter erfahren müssen. Ich muss damals in der neunten Klasse gewesen sein, 16 Jahre alt und ich ahnte noch nicht, dass es tatsächlich Liebe zwischen zwei Männern geben kann. Meine Tante sagte mir mal, als ich noch ganz neu in Deutschland war, auf dem Nachhauseweg von einem tamilischen Familienbesuch, dass in Deutschland manche Menschen verrückt seien und manchmal sich zwei Männer lieben. Ich hörte mir das an, fühlte mich persönlich aber gar nicht angesprochen.
Eine überraschende Nachricht erhielt ich, als ich hörte, dass am 6. September 2018 Indien endlich ein 150 Jahre altes Gesetz kippte, das homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte. Oberste Gerichtshof in New Delhi erklärte die Strafbarkeit homosexueller Handlungen in Indien für verfassungswidrig. Ein Gesetz aus der britischen Kolonialzeit gelebt, welches 1861 den „widernatürlichen fleischlichen Verkehr“ unter Strafe gestellt hatte.
In den Veden, den heiligen Schriften der Hindus, sind alle Formen der Sexualität erlaubt. Auch die Götter kennen kaum Tabus. Erst nach Einzug anderer Religionen und Kulturen, vor allem aus arabischen Ländern, begannen die Menschen in Indien, die gleichgeschlechtliche Liebe abzulehnen und zu verpönen und schließlich sogar gesetzlich zu verbieten und streng zu bestrafen.
Ob Sri Lanka eines Tages das Gesetz gegen Homosexuelle auch aus dem Strafgesetzbuch nimmt, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht sollte zuerst die tamilische Gesellschaft anfangen sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
„Ob eine Gesellschaft, welche heute noch die Geschlechter unterschiedlich behandelt, die Mitmenschen nach deren Kastenzugehörigkeit beurteilt und ausgrenzt, jetzt bereit wäre die Liebe unter gleichen Geschlecht zu akzeptieren, wage ich zu bezweifeln. Warum möchten die Menschen die Freiheit des anderen beeinträchtigen, die beim Ausleben der eigenen Freiheit Niemanden nahtreten? Bin ich ein Mensch zweiter Klasse? Warum möchten Mitmenschen über mein eigenes Leben bestimmen?“
Liebe zwischen einer Frau und Mann vor eine Ehe wurde jahrelang beurteilt und verpönt. Nun sind viele tamilische Eltern erleichtert, wenn ihre Kinder selbst deren Partner finden. Warum nicht einfach leben und leben lassen? Nicht gerade wenige tamilische Frauen und Männer haben sich aus dem kulturellen, traditionellen Zwang gegen Ihre eigene Sexualität für eine heterosexuelle Ehe entschieden und leiden tagtäglich unter Depressionen und Frustration, weil sie ihre natürliche sexuelle Bedürfnisse unterdrücken müssen. Nicht wenige Jugendliche haben ihren Leben durch den Selbstmord beendet, weil sie in der Gesellschaft nicht akzeptiert werden.
Als ich im elften Stock stand, fühlte ich mich genauso elend und verzweifelt wie einige betroffene Jugendliche. Ich stand allein ganz oben, hielt das Metallgeländer umklammert und wäre am liebsten runtergesprungen. Nur der Gedanke an meine Mutter, die viel Kraft und Liebe aufbringen musste, um mich aus dem Bürgerkrieg herauszubringen, hielt mich von einem Sprung ab.
Als das Ballett zu Ende war, verließ ich schnell die Oper und eilte durch den Seiteneingang ins Freie. Ein lauer Sommerabend, ich schob meine Gazelle noch ganz erfüllt von der Aufführung langsam nach Hause. Dann stand ich mitten auf der Kennedybrücke, links die Außenalster, rechts den Binnenalster, im Hintergrund das Rathaus.
Mein unerfülltes Liebesleben überwältigte mich so wie der Tod Aschenbachs in Venedig. Es war die Vernunft, die mich nicht in ein schwarzes Loch fallen ließ. Der Wind der Außenalster strich über mein Gesicht und trocknete die Tränen.
Autor: Umeswaren Arunagirinathan (Folge ihm auf instagram oder facebook)
Illustration von Anushan R.
Dies ist ein Artikel aus der Serie „Empower women“ von ITSA. Du kannst ihnen auf instagram und facebook folgen, um die neusten Infos zur laufenden Kampagne zu erhalten.
The play „Death in Venice“ begins: A ballet performance, which presents a taboo topic on stage, on an intellectually high level. John Neumeier has succeeded in staging the emotions of the characters by his butterfly-like, freely flying female dancers and his beautiful, powerful male dancers. I didn’t just watch the play, I was part of it.
Young Tadzio is the reason Aschenbach is confronted with his other side. For me, it was Martin, who let me discover my other side.
„A ‚wrong boy‘, sometimes called as ‚fag‘ wants nothing than to live without discrimination.“
In the time after the love letter experience, I didn’t want to reveal myself, didn’t want to be a wrong boy. This changed a few month later, after an encounter with a boy of my school.
René played football in the sports club of our district. He was a beautiful boy. I followed every match live on the spot. I always had the longing to not lose sight of him. This longing seduced me to steal for the first time in my life. I don’t know how often I was in the cafeteria of my school to look at his picture in the showcase. The pupils of his year did a photo exhibition with their portraits, which were shown there. If we had a free period, we often sat in the cafeteria. One evening, I was in the cafeteria with my classmates Nadine and Karin and enthused about René and his picture. The two girls immediately had an idea. This was my chance. They put themselves on the entry and exit of the cafeteria.
My desire to own the picture and the urging of the girls made me act quickly. I went to the showcase and a few seconds later I hold the picture in my hands, which I hid in my math book safely. I already sat on my table, while Nadine and Karin were guarding the doors. The portrait is still hanging in my room, next to the pictures of my family and friends.
While I was watching entranced the dancers on the stage and listening to the music, my thoughts went to the past again and again. The worst that could happen to a lover, I experienced in the night, when I drove with the U3 to Mümmelmansberg after work at the restaurant “Antikes” at Siemersplatz in Hamburg Lockstedt. Being exhausted I sat after midnight – still in my dirty working clothes – in the last underground train home. Before the work at “Antikes” I already cleaned two hours in a private household in the evening. In this two hours in a banker’s household, I got as much money as for cleaning the dishes for 4 hours. But for this I constantly got to hear from the banker how beautiful Sri Lankan men are, and put away condom packagings and lubricant gel tubes lounging around on his bed before I could clean the apartment thoroughly. On the living room table there were open books with naked, Cuban men and while I was cleaning, the banker sat on his couch and enjoyed himself with the pictures, in the background music from George Michael. They were terrible 2 hours, which got me 120 euros every month. Every time I felt sold and sexually harassed, although this banker never touched me. It was his gestures and sayings which hassled me. I could put myself into the shoes of thousands of women who felt sexually harassed during their work. To have a feeling of being dirty, not from the sweat of cleaning, but from the indirect sexual harassment. I had the urge to shower constantly.
After the cleaning I started my job at the restaurant. Every time the fear, if I could make it in time out of the kitchen to get the last bus to the underground station Hoheluftbrücke. Sometimes I missed the last bus and it was an odyssey to drive with the night bus from Hamburg-Nord to Mümmelmannsberg. In that Saturday shortly after midnight, I sat in the bus line 5 to Hoheluftbrücke and just wanted to shower and fall into my bed.
The last U3 to Mümmelmannsberg came on time. There were hardly free seats, no surprise on a Saturday night in a train to St. Pauli. The youth of Eppendorf and Winterhud filled the wagons until the stop St. Pauli, where all of them left. I took a window set on the right in the direction of travel, because after all I was in the U3, which came along the harbor. Shortly before the landing bridges I took of my grease smeared glasses and cleaned them with my white undershirt to fully enjoy the most beautiful view of the harbor of Hamburg, which you can get between the ride from landing bridges and Rödingsmarkt. The harbor, the ships and in the background the neon sign of the musical “Lion King”.
Until Legienstraße all passengers of my wagon left. Just four stations to Mümmelmannsberg. A long day ended. The train drove into the station Billsted, I could see from some distance a group of youngsters, among which I recognized René and his friends. My heart started to beat furiously and I was hoping that the group would not get on my wagon. After over ten hours of cleaning and washing dishes, with dirty, smelly clothes, messy hair, grease smeared face and glasses with five diopters I was in a condition, in which nobody in this world wants to meet his dream man. But I was unlucky, the boys got on my wagon. I wanted to be far away. I looked down to the ground. They walked by me to get to the end of the wagon. You couldn’t miss the repeatedly shouted word “fag”.
Maybe the boys wanted me to defend myself, but at this moment I was so weak, not just physically. I just wanted to be far away, not to be there. But at the same time, I wanted to be there, where René is. I felt as if the ride took eternally long, although it didn’t took longer than six minutes.
„I felt small and weak, I was the wrong boy in the compartment, the outsider. I was ashamed of my clothes, the boys wore brand clothes and cool caps. And I wasn’t part of it.“
We had not quite arrived in Mümmelmannsberg, no brake sound was heard yet. For that, I could clearly hear how they spit out loud. As they passed me, I felt the spit. It landed right on my head, I felt the moisture and stroked my head. I wiped the spit that was on my hands now on my pants. I was paralyzed. I did not have the strength to turn around, get up or say something. Being spit on by a human is unbearable. A slap in the face would not have been so bad. I lost my composure. This humiliation made me cry. The tears ran down my face to the corner of my mouth.
The topic of marriage was always raised when I met my family. My sister Vani told me about various unmarried women and a friend who was very interested in marrying his daughter to me. The family was willing to pay a lot of money as a dowry. I felt like a sales object. Again and again I searched for excuses. After I could no longer cite the study of medicine as a hindrance, I argued that I still have to write my doctoral thesis and also have to end my specialist training as a heart surgeon. I finally managed to change the subject.
This subject is no longer taboo for visitors of the state opera. But only a few miles away, where I had lived the first years in Hamburg, being gay was still considered repugnant and reprehensible, as in the Tamil culture. I myself had to learn that bitterly. I must have been in ninth grade at that time, 16 years old, and I had no idea that there really could be love between two men. My aunt used to tell me when I was new in Germany, on the way home from a Tamil family visit, that in Germany some people are crazy and sometimes two men love each other. I listened to it but did not feel personally addressed.
Surprising news when I heard that on September 6, 2018 India finally overturned a 150-year-old law that criminalized homosexual acts. The supreme court in New Delhi declared the criminal liability of homosexual acts in India unconstitutional. A law from the British colonial era, which in 1861 had punished the „unnatural intercourse“.
In the Vedas, the holy scriptures of the Hindus, all forms of sexuality are allowed. Even the gods hardly know any taboos. Only after the arrival of other religions and cultures, especially from Arab countries, the people of India began to reject and endorse same-sex love, and even to ban and severely punish it by law.
Whether Sri Lanka will take the law against homosexuals also from the penal code one day, remains a mystery to me. Maybe Tamil society should first start to deal with that topic.
„Whether a society that today still treats people differently according to their sex, judges and excludes the fellow human beings according to their caste, is now willing to accept the love of the same sex, I dare to doubt. Why do people want to interfere with the freedom of others who do not approach anybody in the expression of their freedom? Am I a second-class person? Why do people want to determine my own life?“
Love between a woman and a man before marriage was judged and frowned upon for years. Now many Tamil parents are relieved when their children find their partner on their own. Why not just live and let live? Not a few Tamil women and men have – through cultural, traditional compulsion against their own sexuality – have entered a heterosexual marriage and suffer daily from depression and frustration because they have to suppress their natural sexual needs. Not a few young people have ended their lives by suicide because they were not accepted in society.
When I stood on the eleventh floor, I felt just as miserable and desperate as some of the affected teenagers. I stood alone at the top, clutched the metal railing and wanted to jump down. Only the thought of my mother, who had to muster much strength and love to bring me out of the civil war, kept me from jumping.
When the ballet performance was over, I quickly left the opera and hurried through the side entrance outwards. A balmy summer evening, I slowly pushed my gazelle-bike home, still quite satisfied from the performance. Then I stood in the middle of the Kennedy Bridge, on the left the outer Alster, on the right the inner Alster, in the background the town hall.
My unfulfilled love life overwhelmed me as much as the death of Aschenbach in Venice. It was the good sense that did not let me fall into a black hole. The wind of the outer Alster stroked my face and dried the tears.
Author: Umeswaren Arunagirinathan (Follow him on instagram or facebook)
Illustration by Anushan R.
This is an article of the Series „Empower women“ created by ITSA. You can follow them on instagram and facebook for the latest updates to their running campaign.