„Dünne Leute können eben alles tragen“ und „Bis zum Sommer muss ich unbedingt noch zehn Kilo abnehmen“
„Ich bin eben zu dick für dieses Kleidungsstück“ und „so kann ich mich am Strand / im Freibad / am See nicht blicken lassen“
„Ich wollte um alles in der Welt anders sein und anders aussehen. Besser eben.“
Doch geht es wirklich darum besser und hübscher zu sein? Ich glaube es geht viel mehr im Leben darum einen besseren Blick auf sich zu richten, besser darin zu werden sich zu lieben und sich anzunehmen.
Der Prozess der Selbstannahme zu erlernen war definitiv nicht leicht. Doch war er notwendig. Ich habe mir professionelle Hilfe gesucht, angefangen meine Gedanken zu sortieren, ihnen auf den Grund zu gehen und zu verstehen, wieso ich so hart mit mir selbst ins Gericht gehe. Es war fundamental wichtig, dass ich mich dafür entschieden habe der Selbstablehnung und dem -hass ein Ende zu setzten, denn ich wäre sonst niemals so, wie ich jetzt bin: ich selbst.
Ich durfte lernen was Schönheit bedeutet und worauf es bei wahrer Schönheit wirklich ankommt. Nämlich, dass Äußerlichkeiten dabei eine kleine Rolle spielen. Dass ich so viel mehr bin als ich die ganze Zeit geglaubt habe. Dass in mir viel mehr steckt als ich gesehen habe, habe ich ebenfalls gelernt. Das was uns in den Sozialen Medien und von der Modeindustrie als richtig und perfekt präsentiert und verkauft wird, dieses „Goal“, ist in meinen Augen ungesund. Es lässt uns blind davor werden, was Realität ist und was nicht. Dass man vorgeschrieben bekommt so und so habe man – egal in welchem Alter – auszusehen, lässt Menschen starke Selbstzweifel entwickeln. Sie können diesem Bild nicht entsprechen und sich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen,
„weil sie nur noch vor sich sehen, was sie alles nicht sind, als das was sie alles sind.“
Die Schönheitsideale sind verkehrt und sorgen dafür, das Menschen anfangen sich selbst zu hassen. Sie fangen an sich aus einer anderen Perspektive zu betrachten, aus einer Perspektive, die total zerstörerisch ist.
„Sich zu vergleichen ist einer der größten Killer von Selbstannahme.“
Ich kenne es, wenn man nur den Blick darauf hat, wer alles „so viel besser“ ist. Oft hab ich auch geglaubt ich wäre die einzige, der es so geht. Ich hab mich unverstanden gefühlt und meine Gedanken waren „Alle anderen haben mit sowas keine Probleme“, was völliger Unsinn ist. Das war der nächste Fehlgedanke. Es gibt so viele Menschen, die daran zerbrechen, dass sie nicht perfekt sind.
„Doch es ist nicht unsere Aufgabe perfekt zu sein, weil man nicht perfekt sein kann.“
Hätte ich mich damals nicht dafür entschieden dem ganzen ein Ende zu setzten, dann hätte ich nicht gemerkt, was für Lügen ich Glauben geschenkt und was ich über mich selbst ausgesprochen habe. Mit Sätzen wie
„Du bist es einfach nicht wert“ und „du wirst niemals gut oder schön genug sein“
bin ich täglich aufgestanden und ins Bett gegangen, sie waren meine alltäglichen Begleiter. Doch als ich angefangen habe daran zu arbeiten und diese Gedanken nicht mehr zu dulden, habe ich mich neu kennengelernt. Ich habe mir neue Chancen gegeben Dinge auszuprobieren, neue Chancen mich zu finden und zu sein; ich habe meine Einstellung verändert.
In meinem Spiegelbild sehe ich heute die Entwicklung, die ich machen durfte und die Resultate der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens:
„Annahme & Liebe“
Nicht weil ich eitel bin, sondern weil Selbstliebe und -annahme das beste ist, was du für dich selbst tun kannst. Etwas, was niemand sonst für dich tun kann. Die Entscheidung, „ja“ zu sich zu sagen, müssen wir mehr als einmal treffen. Manchmal müssen wir diese Entscheidung gefühlt hunderte Male treffen. Doch genau darum geht es.
Es ist ein Schatz, von hohem Wert, den man sich ein Leben lang bewahren muss und für den es sich zu kämpfen immer lohnen wird. Gerade weil dieser Prozess dahin zu kommen einen Preis und Herausforderungen mit sich bringt, ist es von so hohem Wert.
„Ich sehe in meinem Spiegelbild und sehe all die Teile, die mich ausmachen. Die Schönheit, meine Imperfektionen, meine Makel. Alles, was ich gelernt habe an mir selbst zu lieben und auch das, wozu ich „ja“ an mir sage – immer wieder. Ich sehe mich und ich sehe Menschlichkeit.“
Auch wenn ich einiges sehe, was besser sein könnte, es gibt immer etwas, was man nicht zu 100% an sich mag. Doch liegt es dann immer an einem selbst, was man am Ende des Tages darüber denkt und wie man damit umgeht.
„Deine Gedanken über dich und die Lebensqualität die man durch Selbstannahme erlangen kann, liegen in deinen Händen.“
Es wird immer jemanden geben, der in irgendwas besser ist als ich, der noch schönere Haare hat, noch weißere Zähne, der noch schlanker ist. Aber es ist mir egal geworden, ob andere besser sind, weil ich ganz genau weiß, dass jeder seine Lasten trägt und vielleicht hat diese Person ein anderes Bild von sich, als ich von der Person.
Man kann Schönheit nicht vergleichen, weil jeder Mensch individuell ist. Ich habe aufgehört mir zu wünschen eine andere (spezifische) Person zu sein und habe angefangen mir zu wünschen immer mehr die Person zu werden, die ich bin und was dafür zu tun.
„Ich wünsche mir, dass mehr Menschen anfangen sich für das, was sie sind, zu feiern und sich nicht für das, was sie nicht sind, fertig zu machen.“
Ich bin dankbar für die letzten 5 Jahre meines Lebens. Ja, vor allem auch für die harten Zeiten, die dazu gehören, in denen ich diesen Prozess machen durfte. Mein ganzes Leben werde ich immer wieder vor der Entscheidung stehen „ja“ zu mir zu sagen. Ich bin bereit das zutun; ich bin bereit diesen Schatz zu beschützen und dafür zu kämpfen. Und genau das wünsche ich mir für dich auch.
„Was siehst du, wenn du in den Spiegel blickst?“
Alle Bilder sind von Victoria selbst kreiert. Ist sie nicht kreativ? Hier kannst du ihr auf instagram folgen.
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